Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Roman von Adolph Stre>fuß. 13
Das flingt ja wunderbar romantiſch!“ ſagte N Höhniſch lachend.
„Ein holdes, engelxeines Kind nahm ſi< des Unglü>= lichen an, der im Sturme des Lebens gereifte Mann wurde erzogen von dem Kinde. Ex [ernte das Leben achten, er gewann den Glauben an die Menſchheit wieder, ſein er= ſtorbenes Herz pulſirte wieder, zum Leben erwacht, er lernte glauben und lieben! Ja, er liebte das holde, wunderlieb= liche Kind, niht mit glühender, ſinnlicher Leidenſchaft, wohl aber mit einer tiefen, unverlöſ{li<hen, unerſchütterlichen, aus wahrer innerer Ueberzeugung quellenden Liebe! Er liebte ohne Hoffnung! Wie hätte er auh auf eine Er= wiederung ſeiner Liebe hoffen können? Eine Lüge hatte ihn in das Schloß geführt, fein Leben dort war ein fort= geſeßter Betrug, und Lieschen haßte nichts fo ſehr, als die Lüge. Ex liebte ohne Hoffnung und dennoch war er glüc= lich, fo glü>lih, wie nie vorher in ſeinem Leben, wie ev es niemals ſpäter wieder geweſen iſt. Eine reine Liebe erz füllte ſein Herz und hob ihn empor aus dem Schlamm der Selbſtſucht, der Menſchenverachtung, der frivolen Blaz ſirtheit; noh wax ex niht völlig geneſen von der ſchweren moraliſchen Krankheit, die den Lebensmüden dem Selbſt= morde zuzuführen drohte; aber ex war auf dem Wege zur Geneſung, da wurde er plögli<h zurü>geworfen in das Chaos dèr ſchweren ſeeliſchen Kämpfe, die er ſchon übex= wunden zu haben hoffte. Fräulein Bertha v. Maſſenburg fam na<h S<hloß Oſternau; ihre wunderbare, bezaubernde Schönheit übte eine berü>ende Wirkung auf den Ungliückz