Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

100 Der Teufelsmedikus.

Es war ein wunderli<h Ding, aus einer Mandragora= wurzel gewachſen, ganz anzuſehen wie ein altes, häßliches Zwergengeſicht mit Armen und Beinen.

„Unter dem Galgen muß es gewachſen ſein, mit allerlei Zauber ausgegraben, ſonſt iſts nicht e<t. Aber gut iſt dies. Wie iſ mirs alleweil im Leben wohl exgangen !“

„Euch, Urſula ?“ fragte Buxkard Keller halb erſtaunt, halb gerührt.

„Nun, gewißlih, Herr! J<h bin im Glück geweſen ſebenslang.“ #

„Aber, Urſula, wenn Jhr geliebt habt, habt Jhr doh eutſagen müſſen, kein Fingerreif ſ{<mü>t Eure Hand, kein Eheherx ſteht neben Euch,“ wandte ex ein.

„Nein, Herr Burkard, kein Ring, kein Gatte! Aber ſeht, ih bin eine kurze Zeit ſo überſ<hwengli<h glü>li<h geweſen, daß ih für all” mein Leben genug hab” an dem, was mein war und was mix kein Menſch hat nehmen fönnen!“ Fhre Augen glänzten, eine heilige Rührung ſprach aus ihren Zügen.

„Aber daß der Mann Euch hat laſſen können, Urſula?“ wandte ex ein.

„a, ſeht, Herr, er wax für mich wie die Sonne und ih für ihn nux eine fleine Blume, wie ihm viele und vox= nehmere blühten. Doch, ih meine, daß i<h Euch dies ſchon früher ſagte, Herr, und Jhr müßt mix?s nicht übel deuten, wenn ih Euch wieder damit komme. Jhr ſeid der einzige Menſch in der Welt, welcher der Urſula in's Herz geſchaut hat. Jhr jeht, da ſie alt iſt, und Einer — ein Anderer, da ſie jung war!“

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