Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Roman von L, Haidheim. 101

„Jc darf nicht ſagen „arme Urſula‘, denn Jhr rühmt Euch ja, glüdlih zu ſein,“ ſagte er.

„Nein, Herr, beklagt mich nicht, das thut nicht gut, ih bin nicht zu beklagen,“ bat ſie abergläubiſch.

Das von Neuem wohlverwahrte Wurzelmännlein wurde bei Seite geſtellt und Anderes hergenommen.

Am Grunde der Truhe kamen Urxſula?s Koſtbarkeiten von Gold und Silber. Sie hatte im Dienſt ihrer Herrin manches Sc<hmu>ſtü> von fremden Fürſtinnen erhalten, auch Gold und ſonſtige Werthgegenſtände. Das Alles zeigte ſie ihm vergnügt, bis zuleßt aber hatte ſie zwei Gegen= ſtände aufgeſpart, die ſie aus dem Erbe der Urahne bez ſonders hoh hielt.

Das war eine kleine, ſhwere ſilberne Schale mit Henfeln, zerbrochen zwar, aber doh von Werth, auf deren Grunde ein erhabenes Menſchenbild lag, und eine fleine Lampe von ſeltſamer Form aus minder werthvollem Mez tall, in deren Bauche eine Anzahl alter Münzen ſich be= fand, ſowie auch ein Steinchen, welches ein Edelſtein ſchien, und auf deſſen Fläche irgend welche Zeichen eingerißt waren.

„Seht,“ ſagte ſie, ſtolz die Schale zeigend, „das iſt von der Urahne Erbe und in der Erde gefunden vor manchem Sahr, es können ihrer wohl hundert ſein. Die Urahne hat's niht erlebt, aber der ihre Ahne hat dabei geſtanden, als ihr Mann es beim Ausgraben einer Baumivuxrzel in der Erde fand. Auch die Stelle wußte die Uxahne, hart an dem Wege, dex nach der Cberſteinburg und ſeitwärts nah Kuppenheim dur< den Wald führt, gleich unten im Thal,