Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 107

Unruhe fichtbarlich gepeinigt. Die Jſa weine und ſhäme ſich vor den Leuten, weil ſie ſo gar groß gethan mit ihrer Brautſchaft und ihrem geprieſenen Schaß; ſie ſei auch eifer= ſüchtig, bald auf die Kordula v. Jugenheim, bald auf die Urſula, und im Grunde wiſſe ſie nicht auf wen. Jh ſolle mitfommen, bat der Vogt, ſolle Euh wieder zuſammen bringen, wenn etwa ein Streit oder Verdruß zwiſchen Euh ſei, und ſolle ihn und ſein Kind vor der unverdienten Schande bewahren, daß Du die Jſa zum Narren hielteſt.“

„So, ſo!“ murmelte Burkard finſter, aber ex ſah ſo blaß aus wie eine Leiche und ſeine Stirn ſchien düſter wie eine Gewitterwolfe.

„Jh habe dem Vogt zu bedenken gegeben, Bruder, wie Dein Leben ein gar zu anſtrengendes ſei, und daß Du niht umſonſt von der Frau Markgräfin und dem regierenden Herrn ſo über die Maßen gelobt und geehrt würdeſt. Das gibt mix der Vogt auch gerne zu; er iſt ein guter, wohlz meinender Mann und läßt Dix alle Gerechtigkeit wider= fahren. Die Mutter auch; die Zſa aber hat ſich bei mix recht auêgeweint und meint, Du ſeieſt niht brav gegen ſie, denn ſie habe wiſſentlich Dir uux Liebes erwieſen, nim= mex Dix ein böſes Wort gegeben, und doh mache Deine Mißachtung ſie zum Geſpött der Leute. Sage mir, Bur= fard, lieber Bruder, hat ſie Dich exzürnt in Worten oder Thun, daß Du ſie ſtrafen willſt?“

Es trat ein Schweigen ein; Burxkard’s beſſeres Selbſt rief: „Bekenne! Bekenne dem Bruder Deine Schuld!“ und doh kam ihm dies Bekenntniß nie ſo furhtbar ſ<hwer vor, wie heute. Ex ſah ſchon Hubert's Augen, ſeinen offenen,