Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſher Roman von L. Haidheim. 113 doh ſlrahlten ſeine Augen wie in Begeiſterung, und er rührte ſich niht, als auh ſhon lange die fernen Glo>en ſchwiegen und damit dies leiſe Tönen.

„Es waren die Kuppenheimer Glo>en,“ ſagte Hubert endlich.

„Ja, ja!“ erwiederte ſein Bruder, dachte aber bei ſich ganz anders, denn in ſein Herz war der Klang gefallen wie eine himmliſche Verheißung.

Als ſie auf den Hof des Amthauſes traten, deſſen ſtatt= liche Räume nebſt den Gärten dem Vogt zum Wohnſiß angewieſen waren, ſtanden Reitpferde und Sänften, um= geben von des Vogts Knechten und fremden Dienern, da. Es waren Gäſte gekommen aus Raſtatt und Gernsbach. Burkard wollte, von Neuem aufgeregt, ſofort wieder zurüct= fehven, aber der Vogt riß gerade das Fenſter auf, einen Befehl zu cxtheilen, ſah ihn und Hubert und winkte ihnen freund=z lichen Willkommen. Jm Hauſe gab es ein großes Durchz einander. Jſa mußte, da die Schaffnerin erfrankt wax, in der Küche helfen und hatte viel Hin- und Hergehen, die Bewirthung der Gäſte anzuordnen; ſie begrüßte Bur= fard kühl und zurü>haltend, aber niht unfreundlih, und ihm war das ſo ganz re<t. Hubert hatte niht zu viel geſagt, man empfing den Bräutigam der Tochter, wie man auh über ſein Verhalten denken mochte, vor den Gäſten mit der herzlichen Freundlichkeit, die der Tietenaus ſ{höne Eigenſchaft war, und Burkard wurde von den Gäſten des Hauſes ſo ehrenvoll, begrüßt, wie nux je. Es wax nicht daran zu denken, daß ex heute ſagen könne, was er zu ſagen hatte, man nahm ihn von allen Seiten in Anſpruch.

Bibliothek. Jahrg. 1586, Bd. XTT, 8