Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 129

Tafel der Markgräfin eingenommen, aber ſei es, daß ſein Ausſehen Alle warnte, ihn noh weiter zu reizen, ſei es, daß der ſtrenge Befehl der Herrin jedes Wort gegen ihn und jeden BVli> unterdrü>te;, es hatte Niemand ihm Gelegenheit gegeben, ſeiner gereizten Stimmung ſich zu über= laſſen, und dieſe ſichtbare Furcht, ihn zu beleidigen, war ſeinem Zorn eine willkommene Befriedigung. Es that ihm wohl, daß ſie ihn fürchteten, und daß zugleich die volle Gunſt der Markgräfin ihn in den Augen Aller als eine unantaſtbare Perfönlichkeit hinſtellte und ſo ſeine Wichtigkeit über die aller Anderen erhöhte.

Kordula hatte wieder ſehr luſtig gethan, aber ihm war nicht entgangen, wie ſie heimlich voll Angſt und Unruhe ſeinem Bli>ke zu begegnen ſuchte.

&Febt wollte nun er ni<hts mehr von ihr tviſen! Ex hatte ſih das Anſehen gegeben, als ſehe ex ſie niht, und freute ſich mit einer Art wilden Triumphes, als ex ſie zuleßt bleih und aller Luſt und Freude bar neben Antonio fihen ſah, unfähig, ſich länger zu verſtellen, und jeßt zu ſpät erkennend, daß ſie in ihrer eiferſüchtigen Wuth zu weit gegangen war, um no< auf Burkard's Vergebung hoffen zu können.

Mit dem befriedigten Gefühl, daß ſie nu doch wieder feine Augen geſucht habe — fein tief verwundetes Selbſl= gefühl fand ja in dem Geringſten Troſt — \<ritt ex am Abend dur den dämmernden Wald, nur verlangend, allein zu ſein. Er fühlte ſich grenzenlos elend; Fſa hatte ex die Treue gebrochen, Kordula brach ſie ihm, und brach ſein Herz dazu.

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd: XIL. 9