Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
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Hiſtoriſcher Noman von L. Haidheim. 25
Ein wieherndes Gelächter folgte den Worten des Grafen, und Alle wandten ſich um nach dem fo empfohlenen Manne, der im langen Doktormantel mit ernſter Wichtigkeit ſich vor den ihn ſolcher Art willkommen heißenden Cavalieren verneigte.
Burkard Keller glaubte ſeinen Augen nicht trauen zu dürfen. Wie? War es mögli<h? Dieſer breitſhulterige, ſtattliche Herr Collega mit den wundervollen, ſeidig glän= zenden ſhwarzen Loken, war das nicht der von ihm ge= zeichnete „Venetianer“? Ueber die linke Stirnſeite und die Wange lief ihm eine breite, roth aufgelaufene Narbe, ſo daß das ſonſt ſ{<öne Männerantliß davon arg entſtellt wurde.
Damals in der Aufregung halte Buxkard Keller auf das Acußere des Gegners nicht beſonders geachtet, jeßt traf ihn genau derſelbe Blik, welcher ihm damals in frecher Wuth Troß geboten, nur wenig heute verhüllt von den langen ſchwarzen Wimpern, und keine Sekunde zweifelte ex länger daran, wen ex vor ſi habe.
Der Ftaliener zeigte dagegen keine Spur von Ueberraſchung, aber ebenſo wenig von Wiedererkennung, obgleich Burkard Keller hätte beſ<wören mögen, der Andere erkenne ihn ebenſo ſicher, wie ex ihn. Nur trat jeht, wo An= tonio den „Venetianer“ am Arme nahm und mit freundlicher Miene vox Burkard Keller führte, eine herausfordernde Ueberlegenheit in ſeine Mienen.
„Hiex, mein werther Signor Torbelli, ſteht Jhr endlich vor Eurem hochgelahrten Bruder in der edlen Heilkunſt, vor dem gefeierten Doktox Keller von der Yburg !“ ſagte Antonio.