Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 57
Tief in der Nacht kamen ſie auf der Buxg wieder an; ſ{weigend und verſtimmt hatte Jſa ihrem Verlobten kaum ein Wort gegönnt, während ſie mit ſeinem Bruder flüſternd hin und wieder lebhaſte Worte wechſelte.
Hubert war füx dieſe Tage gleichfalls der Gaſt der Markgräfin.
Es fam Burkard Keller ſchon ret, daß er beim Ein= reiten in den Hof helles Licht in des Markgrafen Gemächer ſehend, darin einen Vorwand fand, ein Alleinſein mit Hubert zu vermeiden.
In des Herrn Zimmer fand er dieſen wach über ſeinen Büchern, und Urſula in gewohnter freundlicher Sorge um ihn bemüht. Freudevoll von Beiden empfangen, wehte ihm hier der Odem der Liebe und Verehrung entgegen, an den er jeßt längſt gewöhnt wax, wie an ſein Lebenselement, und draußen hatte er nux mißbilligende Blie, unzufrie= denes Schmollen , tadelnde Mienen bei denen erregt, die ihm doch die Nächſten waren. Aber was kümmerte ihn das Alles, was war ihm Lob und Tadel vor dem, was er jeßt in Angſt, Sorge und jubelndem Glüd in ſeinem Herzen bewegte ?
„Jh muß Euch noch heute etwas fragen, Urſula, helft mix den Herrn zur Ruhe bringen, damit Jhr Zeit für mich findet,“ ſagte ex leiſe und erregt, wie Urſula ihn noh niht geſehen.
Eine Stunde ſpäter zog er ſachte und mit großer Vorz ſicht ſeine Hand aus der des Kranken, der ſelbſt üm tiefen Shlafe jenen Zug des qualvollen Denkens auf der breiten, edlen Stirn trug und mit ſeinen ſtillen Leiden8mienen ſtumm, aber unwiderſtehli<h um Mitleid bat.