Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
60 Der Teufelsmedikus.
„D, Urſula, es iſt ja niht Anfechtung, es iſt ja die Liebe! Jhr habt es mix immer geſagt, Jhr wußtet, daß ich nichts davon verſtand, als i< um Jſa warb! O, hättet Jhr mich zurückgehalten!“ rief ex, unruhig hin und her gehend.
„Sh? Die niedrig geborene Dienerin? Wie durſt ih, Herr? Ach, und ih wußte ja, daß ein Mann Eures Standes nicht ſo ſehr fragt, ob die wahre Liebe ihn zux Braut ziehe, ſondern daß er vox Allem ein Gemahl aus ritterlichem Hauſe ſucht!“ ſagte fie traurig.
„Das iſt ſie, Urſula, das iſt ſie, und —! O Urſula, mir fommt es vor, als könnt? i<h niht mehr leben, wenn ſie niht mein wird.“
„Sie? Die junge Gräfin?“ rief ſie. „Herr Gott, was ivürde die Frau Markgräfin ſagen?“
„Wie wißt Jhr, Urſula? Jh habe ſie nicht genannt |“ ſtieß ex exſhro>en hervor.
„Alles weiß ih! Mir iſt, als ſei i< mit Blindheit geſchlagen geweſen! Vom erſten Tage an hat das Unheil begonnen! Jh ſehe es jeßt!“
„Ha, Urſula, vom erſten Blik an! Wie ih ſie ſah,
dieſe großen, tiefblauen Augen , mir war's, als leuchteten ſie wie das liebe Sonnenlicht, und als i< ihre Stimme Hörte —! O Urſula, ſobald ſie zu mix ſpricht, zittert mein Herz, und Tag und Nacht fand ih niht Ruhe, wenn ih fie niht ſah!“ Und ex lächelte glü>ſelig, als er dies ſagte.
„Alle Heiligen helfen Euh, Herr, das iſt die Liebe, und Jhr ſeid einer Anderen verlobt!“ rief Urſula, die