Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Hiſtoriſher Roman von L. Haidheim. 59
Anderen aber geht ein heißes Sehnen, daß man immer bei ihr ſein möchte, daß jeder Bli>k von ihr Einem das Blut zu Kopf und Herzen treibt, und daß Einem zu Muthe iſ, als möchte man vergehen vor- Glü> und Wonne, wenn ſie Einen anſieht mit liebevollem Lächeln.“
„Die Erſte liebt Jhr nicht, die Zweite iſt's !“ hatte Urſula leuchtenden Bli>es gerufen, denn ſo hatte auch ſie einſt empfunden und ohne Belehrung gewußt, daß es die Liebe war.
Ex war aufgeſprungen. „Jh wußte es! Jh fühlte es, und mix war, als riefet Jhr, Urſula, es mir zu: Du liebſt ſie, das iſt die Liebe!“
Sie ſah ihn erſchro>en an, ihr drängten ſih plößlich ganz abſonderliche Gedanken auf, und was all’ dieſe Zeit her vor ihren ſehenden Augen ſi< vollzogen hatte, ohne ihr zum Bewußtſein zu kommen, das ſtand plößlich klar und hart vor ihr.
„Herr! Jh will nicht hoffen —?“ ſtammelte ſie.
Er ſlug die Hände vor das Geſicht und bebte.
„O Herx, es iſt eine Anfechtung, thut das Werk des Böſen von Euch, es iſt gegen Eure Chre!“ rief ſie immer entſeßter.
„Heute bin ich ein Ritter worden, und meine erſte, erſte That war ein Treubruh!“ murmelte ex.
Sie verſtand ihn nicht, aber ſie fühlte, daß er ſ<hwer erſchüttert ſei. :
„Es kommen Jedem Verſuchungen, Herr Burkard, ſelbſt die Heiligen ſind niht verſchont geblieben. Seid nurx
_ ſtark, kämpft muthig mit dem böſen ‘Feind, und es wird
Euch gelingen !“