Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Hiſtoriſher Roman von L, Haidheim. 65
Weilchen auf und nieder gehen im Gange draußen, es dünkt mich, der Ofen iſt ſchier überheizt.“
„Meint Jhr?“ ſagte ſie erſtaunt, aber ſie folgte ihm gern; und vertraulich plaudernd, den ſäumigen Bräutigam eriartend, gingen ſie auf und nieder auf den mit Binfen= matten belegten Steinflieſen des kalten Ganges.
Doch Jſa’s Gereiztheit fand neuen Grund, hervor zu brechen, denn immer no< fam Burkard niht. Dex Un= geduldigen wurde jede Minute zur Ewigkeit.
„So hat er mich die leßte Zeit oft genug warten laſſen!“ ſagte ſie erzürnt. „Jhr wollt nihts Schlimmes vom Bruder hören, Hubert, und ih verdenke Euch das nicht, aber glaubt mir, wäre niht dex Graf Antonio ſo hart vom Pferd geſtürzt, daß er hernah nicht ſchen und hören konnte, er hätte auh bemerkt, daß der Burkard ſich um mich iveniger kümmerte, als um die Kordula! Burkard iſt ſ{<le<t und undankbar, während ih ihn doh dem Grafen vorgezogen habe, den ih leihtli<h damals ſeiner Braut hätte abweudig machen können !“
„Laßt mich gehen, ihn zu holen. Wer weiß, ob ex niht ſhon beim Markgrafen iſt,“ ſagte Hubert endlich,
Sie ließ ihn gehen, es konnte ja ſein, daß Burkard unſchuldig wax an dem Zögern, ſie hätte es gern gehört.
Aber Burkard Keller ſ{hlief no< feſt und tief, als Hubert in ſein Zimmer trat. Seine Natur hätte Anſtrengung anderer Art gut genug ertragen, Gemiithsbewe= gung aber war dem jungen Blut ſo ungewohnt, daß die des geſtrigen Tages und der Nacht ihn müder gemacht hatten, wie ein ſchweres Tagewerk,
Bibliothek. Jahrg, 1886, Bd, XI, 5