Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim, 95

danken entſprah fo ganz ſeinem eigenen Empfinden, daß er fie tauſendmal in ſeine Arme zog, um ſie in über= ſtrömender Zärtlichkeit „Du Herz von meinem Herzen“ zu nennen. Es lag in dem ſchönen Mädchen ein ſeltſames Gemiſ<h von eter weiblicher Frömmigkeit und kühler Weltklugheit, von feſtem Willen und flugex Nachgiebigkeit, von Stolz und Demuth und tauſend anderen widerſprechen= den Eigenſchaften, auh von ſ{<limmen.

Ex, der die Frauen wenig gekannt, begriff niht, wie ihn Jſa, die er heimlich jebt ſeicht und oberflächlich nannte, und deren Art zu denken und zu empfinden ihm, ſeit ex Kordula kannte, fleinlih und beſchränkt vorkam, hatte feſſeln, wié ex nux einen Augenbli> hatte glauben können, mit ihr ſein ganzes Leben hindurch glü>li<h zu ſein.

Daß ex es mit Kordula ſein würde, wußte ex gewiß; ſie ſtimmten in Allem zuſammen, was er ſiebte, das war auch ihr werth, ſie folgte mit Freuden ſeinen Gedanken, und ſeine Begeiſterung für alles Schöne, die immer wieder hervorbra troß ſeiner Verſtimmung, riß ſie mit ſich fort. Auch daß ex, wohin ex kam, ſeinen verſchönernden Cifer trug, war, wie ſie freudig heraus fanden, ein Zug, den au< Kordula beſaß, und wenn ſie nur in dem Einen, der Anſicht über das von ihnen Beiden in ihrer jebigen Lage einzuhaltende Verfahren, von einander abwichen, |o ſagte ſih Burkard doch allemal, viellei<ht nur zu bereit= willig, Kordula’s Weiſe ſei die flügere und verſpreche um ſo mehr den Erfolg. Das Schmexzlichſte war Beiden, daß die mit äußerſter Vorſicht auêgeführten Zuſammenkünfte nur ſo ſelten ſein konnten, ſo daß in den Zwiſchenzeiten