Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 15
ſc<henausdrud> in dem zartgeformten ſ<hönen Antliß. Wallende Gewänder, vom Hals bis auf die Füße gehend, zeigten anmuthigen Faltenwurf.
In dem Eifer, das Bild zu erkennen, waren Alle be= müht, es von dem daran heftenden Staube und Schmuß zu ſäubern; ein Arbeiter hatte den Einfall, aus der ganz nahen Quelle Waſſer herbei zu holen, und ſiehe da, weiß und unverlebt trat ein liebliches Frauenantliß hervor, dann auch der Hals, die Hände, ein Theil des Gewandes.
Schweigend, mit brennenden Augen war Burkard Keller der Eifrigſte von Allen geweſen. Das Bild glich, ex ſah es ſofort, der Kordula, wie wenn ſie ſelbſt es wäre.
War das Zufall? War es Schi>kung?
„Die heilige Jungfrau ſendet mix ihr Bild für meinen Altar,“ flüſterte er dann faſt tonlos vor Aufregung ſeinem Bruder zu. Die UVeberreizung ſeines in leßter Zeit ſo un= beſchreiblih beunruhigten Geiſtes, verbunden mit der ihm ſo oft aufgedrungenen Ueberzeugung, daß er ein beſonders begnadeter Menſch fei, wurde dur< dies ihm als ein voll= fommenes Wunder erſcheinende Ereigniß zu einer Ekſtaſe, die ihn glauben ließ, Maria, die Gnadenvolle, gebe ihm dur< dies Steinbildniß ein Zeichen ihrer Erbarmung. Fiebernd, mit heißer Gluth auf den eingefallenen Wangen, ſah er immer nux auf das Steinbild nieder, unermüdet daran arbeitend, es vollſtändig in ſeiner Weiße herzuſtellen, dazwiſchen haſtige Befehle gebend, um Hebewerkzeug, Strike und dergleichen aus der Burg herbei zu ſchaffen, und dann wieder entzüdt die ſih enthüllende Schönheit des Marmorkunſtwerks anſchauend und leiſe den Bruder darauf aufmerkſam machend,