Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Hiſtoriſcher Roman. von L. Haidheim, - 35
werſung, die ſie troy ihrer kleinen, gelegentlihen Zornes= äußerungen ſeiner Rücſichtsloſigkeit gegenüber ſo oft be= wieſen, und die liebliche Sittigkeit ihres Weſens ſtiegen in dieſem Augenbli>, wo er ſie für ſi<h verloren wußte, im Preiſe, daß er den Bruder um ihren Beſiß hätte beneiden mögen, wenn ihn niht das Gefühl der eigenen Verſchul-= dung doh zu lebhaft durchdrungen hätte. Ach, ging mit Iſa ſein guter Engel von ihm, oder wollte die Heilige ihm ſelbſt die Löſung aus ſeiner tiefen Verſtri>kung in Heuchelei und Sünde zeigen? Dex Gedanke machte in ihm Alles licht und hell.
Ohne ein Wort der Erwiederung hatte ex ſi<h umgewendet, die nächſte Sekunde ſah ihn vor dem Marmor= bilde fnien, und nie hatte ex inbrünſtiger gebetet als jebt, wo er ohne Worte vox der Heiligen lag.
Erſtaunt ſah Hubert ſeinem Thun zu. Das, das wax ſein als Zeufel3medifus von ſeinen Neidern verſchricner Bruder?
Und jebt ſtand Buxkard wieder auf; Hubert ſah, es wax mit ihm eine große Veränderung vorgegangen. Der Schimmer all’ ſeiner guten Seelenträfte lag auf ſeinem Antliß. L
Ex hatte beide Hände Hubert's ergriffen.
„Jhr liebt Euch, Bruder, Jhr ſeid nicht ſchuldig! Die Liebe kommt ungerufen und iſt da, ohne Anfrage; wem ſie aber das Herz genommen, das ganze Herz, der iſt ihr Unterthan; ſie iſt eine ſtrenge Herrin — ih weiß es,“ ſagte ex mit tiefem Ernſt.
„Du? Und doh willſt Du —? Du willſt denno< auf die Jſa verzichten? O, jeßt weiß i<!2 — Du haſt —“