Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 63
Endlich hatte er ſih frei machen können. Durch das Pförtchen, welches er gewöhnlich zu ſeinen einſamen Wegen in den Wald benußt hatte, entfernte ex ſi<h auh heute unbemerkt, während Kordula, ſi<h den Anſchein gebend, als wolle ſie nah Baden hinab, dur<h das große Thor getreten und tiefer unten am Be1ge auf wenig betretenem Wege der Kapelle zu gegangen war.
„Endlich!“ rief auch ſie, hinter einem Lannengebüſ< hervortretend, als Burkard mit langen Schritten ihr ent= gegen fam.
Die Liebenden konnten kaum Worte für ihr Glück finden, nachdem die erſte ſtürmiſche Freude vorüber war.
Ach, wie ſchilderten fie einander das Leid, welches ſie fich gegenſeitig angethan. Wie baten ſie einander das Mißtrauen, den falſchen Verdacht und den ungere<hten Zorn ab, um mit tauſend Küſſen ſi<h zu verſichern, daß all’ dieſer Jrrthum, dies Verkennen und Beleidigen ja nur hatte kommen fönnen, weil der Fluh des Unrechts und der Heimlichkeit auf ihnen gelegen.
Jeßt ſollte es anders werden! Kordula wußte ihr dank= bares Entzücken über das energiſhe Vorgehen Burkard's und deſſen offenes Geſtändniß gegen die Markgräfin und Herrn Philipp, ſowie gegen ſeinen Vater gar niht warm genug auszudrücfen, und das ſeinige war niht minder groß, als er in ihren Augen den Stolz auf ihn und ihre bewundernde Liebe Hell aufleuchten ſah.
Sie waren Arm in Arm von der Kapelle weg nah einem jungen Tannendi>icht gegangen, welches, ſeitab in einiger Entfernung von der Kapelle liegend, ihnen ein