Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

140 Ein Schatten.

ſchre>lichen Jnhalt verſteht, hinter deſſen Rücken einmal die ſchwere Kerkerthüre in's Schloß gefallen.

Eine Abwechslung in dies Einerlei brachten nux die Beſuche, welche Mrs. Argyle in regelmäßiger Wiederkehr ihrer gefangenen Schweſter mate. Dany ſanken ſich die Beiden in die Arme, und in einem reichlichen Thränen= ſtuxm entlud ſi<h all’ das Wehe, welches die bange Bruſt erfüllte.

Allein dieſe Zuſammenkünſte waren jedesmal nux furz bemeſſen. Es bedurfte deshalb ſtets erſt des rauhen Befehls des Kerkermeiſters, der zwingendſten Maßregeln, welche ex in Ausſicht ſtellte, um Ellen Aberdeen zu veran=laſſen, daß ſie die Schweſter von ſi< laſſe.

„Aber nicht wahr,“ bat die Gefangene eines Tages, „einen Wunſch mußt Du mir exfüllen, wenn ich exſt die Freiheit wieder erlangt habe. Wir verlaſſen ſofort Eng=land und ſuchen unſere theuxe Heimath wieder auf. Was ſollen wir au<h hier. Der gute Mann, um deſſenwillen wir die Reiſe unternahmen, ruht in der Erde, wie Alles, was einſt unſeren Herzen nahe ſtand, Nichts exiſtirt hiex, was uns anginge, nichts als die Erinnerung an das viele Unglück, welches wix exleiden mußten.“

„Dh gelobe es Dix,“ fiel Mary mit traurigem Lächeln ein. „Jeder Wunſch, welchen i< exfüllen kann, ex ſei Dix ſchon im Voraus gewährt |“

Ach! Sie wußte ja, daß Ellen, wie die Sachen lagen, ihre geliebte Heimath nimmer ſchauen würde! Daß das beſtmögliche Loos, welches dex Schweſter bevorſtand, die Veruxtheilung zu lebenslänglichem Kerker ſei!