Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Kriminal-Novelle von B. v. Wolfshofer. 141

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Natürlich mußte dieſe Affaire das allergrößte Aufſehen erregen. Die Oeffentlichkeit hörte niht auf, ſi<h damit zu beſchäftigen. Das Jnteveſſe galt übrigens ebenſo ſehr Mrs, Argyle, wie ihrer Schweſter Ellen, natürlich mit dem Unterſchiede, daß man die Erſtere aus voller Seele bemitleidete, während ſich auf dem Haupt ihrer Schweſter all’ der Haß und Abſcheu anſammelten, wie dieſelben durch eine ſo ruchloſe That erzeugt werden müſſen.

Man ſtellte ſich Ellen Aberdeen als eine unkultivirte, halbwilde Perſon vor, ebenſo raffinirt wie habgierig, und dazu ausgeſtattet mit jener Vexrſto>theit, wie ſie nöthig ſein muß, um eine Schuld zu leugnen, für welche die Beweiſe doch haarſcharf am Tage lagen.

Dieſe Anſichten verbreiteten ſi<h mit einer Haſt und Beharrlichkeit, daß Derjenige, welcher die Bewegung mit flarem Auge und ruhig wägendem Verſtande verfolgte, billig erſtaunt ſein durfte. i

Unwillkürli<h mußte man ſih ſagen, daß der Haß wider Ellen Aberdeen dur<h einen Theil der Preſſe ge= fliſſentli<h und ſyſtematiſ<h in der Oeffentlichkeit geſchürt werde. Die abenteuerli<hſten Dinge übex ihr Vorleben waren verbreitet, eine ganze Skala von Verbrechen wurde ihr angedichtet, ja, man behauptete ſogar, daß ſie auch den Gatten ihrer Schweſter, den jungen Kapitän, welcher während der Ueberfahrt nah Europa ſo plöblich geſtor= ben war, durch einen Gifttrank aus dem Wege geräumt habe. j

Die Menge wurde ſtets aufgeregter; der Pöbel hätte