Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Kriminal-Novelle von B. v. Wolfshofer. 145

Vertrauten einflößle. Jhr war es, als habe ſie plößlich einen Freund gewonnen — ſie niht allein, auh die arme bedauern8werthe Ellen.

Die geſchäftlichen Formalitäten waren deshalb längſt beendet, als Edward Poë no< immer in Aberdeenhouſe neben der Schweſter ſeiner Klientin ſaß.

Sie erzählte von dem düſteren Wittwenleben, welches ſie jeht führte, und unwillkürlich zitterte in ihre Worte hinein der Vergleich mit den glüd>lihen Lagen, welche ſie in ihrer Heimath, im fernen Fnudien geſehen.

Dex junge Advokat unterbra<h beinahe jäh ihre Schilz derung.

„Erzählen Sie mix lieber von jener Schre>ensnacht, Mrs. Argyle. J< meine immer, es müſſe do< no< einen Halt geben, an welchen ih mi<h lehnen kann, wenn ih für die Unſchuld Jhrer Schweſter plaidire. Die gering= fügigſte Kleinigkeit fann eine Tragweite gewinnen, welche der Laie nimmer ahnt. Jſſtt Jhnen denn nichts aufgefal= len, nicht ein einziges charakteriſtiſ<es Moment, welches neben den Einzelheiten - jener Blutthat Jhre Erinnerung beſchäftigt 2“

„Etwas Thatſächliches und Greifbares nicht, allein —“

„Sie ſto>en — Sie zögern? Fehlt es Jhnen an Ver= trauen zu mir, der ih doh einen Theil meines Lebens willig dahin geben möchte, wenn es mix dadurch gelänge, Licht in dieſe dunkle Affaire zu bringen !“

Mrs. Argyle ſchüttelte das Haupt.

„Nein, Six. Behüte der Himmel, daß Sie mich falſ< verſtehen. Wenn zu einem Menſchen auf dex Welt, ſo

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd, kl. 10