Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Kriminal-Novelle von Y. v. Wolfshofer. 163

ſaſſen, mit denen man ſonſt nux ſein eigen Fleiſ<h und Blut verhätſchelt. Da ex ſchon ſeit Jahren verſchollen wax, ſo daß man verſucht ſein durfte, an ſeinen Tod zu glauben, trug ih um ſo mehr Bedenken, der Vermuthung meines Herrn Worte zu verleihen. Aber was ih für Fieberphantaſien eines Sterbenden gehalten, iſt, wie ih nunmehr erkenne, ein leider nur zu wohl gegritndeter Vex= dacht geweſen. Und ih durfte nun niht ſchweigen, wo es ſi<h darum handelte, dux< meine Ausſage eine Bez dauernswerthe von einem Verbrechen zu entlaſten, welches ſie na< der Meinung Aller, die ſie kennen, niemals be= gangen haben kann.“

Die Richter hörten ihn an, ohne ihn au< nur mit einer Silbe zu unterbrehen. Dann |{<loß der Vorſißende für dieſen Tag die Verhandlung, niht minder von dem bewegt, was dieſelbe geboten, als der leßte Beſucher des Zuſchauerraums.

Das Volk ſtrömte hinaus durch die weitgeöffneten Thore, um auf dem Plabe vor dem alten ehrwürdigen Gericht8gebäude, zuſammengerottet zu einzelnen dichten Gruppen, noh lange Zeit hindux< die Vorgänge dieſes ereignißreichen Tages zu beſprechen.

7

Edward Poë hatte Mrs. Argyle na<h Aberdeenhouſe begleitet. Die Erregung, welche mit der Gerichtsverhand= lung verknüpft geweſen war, und die vereinſamte Lage, in welcher ſich die junge Wittwe befand, machten es beinahe nothwendig, daß ex derſelben ſeine Sorge eingehender zu