Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

164 Eln Schatten,

Theil werden ließ. Die plöplichè Hoſſnung, welche ſich an eitte gänzliche Verzweiflung gereiht hatte, wax in ihrem jähen Nebergange der ohnehin zerrütteten Geſundheit der {wer geprüften Frau kaum förderlich geweſen. Sie ſiete da= hin wie eine Pflanze, welche aus dem lichten Sonnenſtrahl in ſtoŒdunkle Nacht und dann wieder ebenſo {nell ohne jede Vermitllung in jenen zurü> verſeßt wurde.

Edward Poë verweilte jezt Tage hindurch in Aberdeen= houſe. So oft es nurx ſeine Zeit erlaubte, ſprach ex vor; und Mxs. Argyle entließ ihn immer nux, nachdem fie das Verſprechen erhalten, daß ex recht bald wiederkehren werde.

Sie bedurfte ſeiner Unterſtüßung übrigens niht allein in dieſem unſeligen Prozeß. Bei der Unkenntniß der Ver= hältniſſe, in welche ſie gerathen, wax es abſolut noth= wendig, daß ihr ein willensſtarker, weltexfahrener Mann zur Seite ſtand.

Wo Edward Poë's Zeit nicht ausreichte, ‘wurde ex, fo gut es eben anging, von dem alten Haushofmeiſter untier= ſtüßt.

Durch das beiderſeitige Ziel, welches ſie verfolgten, famen die wa>eren Männer naturgemäß in nahe Be= ziehungen. Daraus entſtand ein Verkehr, welcher auf der höchſten Achtung und Verehrung beruhte und ſi<h ſ{ließ= lich zu einer Freundſchaft entwielte, die weder durch die Verſchiedenheit des Alters no< der Lebensſtellung den _ mindeſten Abbruch erlitt.

Oft ſaßen ſie bis ſpät in die Nacht hinein beiſammen, um in vexſtändiger Rede ihre Anſichten zu tauſchen. Dann

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