Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

172 Ein Schatten.

ich die übrige Dienerſchaft zur Ruhe. Auch ih verſuchte ¿u ſchlafen, aber es gelang mir nux ſ{hwer, und in jedem Moment erwachte ih, von einem jähen Schre> aufgerüt= telt. Endlich — es mochte Mitternacht vorüber ſein litt es mich niht mehx auf dem Lager. Mir war es, als ob ich einen Hilferuf vernommen hätte. Mein erſter Ge= danke galt meinem theuren Herrn — und halb angekleidet, kaum wiſſend, was mit mix vorgehe, ſtürze ih auf ſein Gemach zu. Die Thüre war nur angelehnt — wie wenn ſie Jemand bei haſtiger Flucht zu ſchließen unterlaſſen habe. Aber der Anbli>, welcher ſich mir bot, ließ mix das Vlut in den Adern erſtarren. Die Kaſten und Schub= fächer der Schränke ſtanden offen, ihx Inhalt an Brief= ſchaften und Dokumenten war auf dem Boden verſtreut, und inmilten. dieſer heilloſen Verwirrung lag Six Francis ohne Bewußtſein, anſcheinend ein Todter. “

„Jh verſtehe. Der ſ<hurkiſche Sohn hat ſeinen eigenen Vater ermorden wollen!“

„Das kann ih niht behaupten,“ verſebte der Haushof= meiſter. „Six Francis hat mix niemals eine Aufklärung gegeben über die Scene, welche zwiſchen ihm und ſeinem Sohn ſtattgefunden. J<h nehme wohl niht mit Unrecht an, daß Nobert Aberdeen, da ſein Vater ſich weigerte, die Geldforderungen des Verſchwenders zu befriedigen, auf eigene Fauſt in den Beſiß der Summe zu gelangen ſuchte. Wahrſcheinlich ſhüßte Six Francis begreiflicher Weiſe ſeine Habe. Dabei kam es zum Kampfe zwiſchen ihm und ſeinem unnatürlichen Sohn, aus welchem dieſer vermöge ſeiner Kraft und Jugend als Sieger hervorging.“