Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Kriminal-Novelle von B. v. Wolfshofer. it

nirxend und forſchend — wie ein Schakal um ſeine Beute gewann er natitrlih auch ſofort davon Kunde, daß Six

Francis ſo unverhoſfte Kenntniß von dem Vorhandenſein

der Nachkommen ſeines Bruders erhielt. Mit richtigem Inſtinkt ſah er voraus, was ſi< nun exeignen würde. Als Jene dann in dex That zu Erben eingeſeßt waren, züngelte in ſeiner Bruſt ein tödtlicher Haß wider ſie auf.

Die Zeit zu erforſchen, wann ſeine indiſchen Verwandten ihre Reiſe nah England antreten würden, konnte ihm nicht ſchwer fallen. Sir Francis Aberdeen machte daraus kein Hehl, und dux< den Haushofmeiſter hatten es alle Be= dienten des Baronets erfahren, auch" jener Bundegenoſſe

des Mörders. Robext Aberdeen ſcheute nun die weite

Reiſe bis Gibraltar keineswegs. Er wwartete, bis das Schiff, welches ſeine Couſinen und den jungen Sohn von Mrs. Argyle füthrte, landete. Mit ihnen fuhr er dann gleichzeitig bis na<h Dover, immer auf die Gelegenheil wartend, wie ‘er ſeinen Plan in's Werk ſeben könne. Un= teriwvegs ſtahl er au< Ellen den Dolch, um ja die nöthige Baſis zu ſchaffen für den verhängnißvollen Vexdacht, daß ſie ihren Neffen ermordet habe.

Die Richter ſelbſt überkam ein Grauen, als ihnen der Verbrecher die lebten Falten ſeines verderbten Herzens offenbart hatte. Sie ſchauderten zuſamuen, wenn ſie erz wogen, wie nahe ſie der Gefahr geſtanden, eine Schuldloſe jenes Verbrechen büßen zu laſſen.

Nichtsdeſtoweniger hatte man Ellen Aberdeen bis zu dieſem lebten, umfaſſenden Geſtändniß ihres verkommenen Vetters in Haft behalten. Erſt jeht erhielt ſie die Frei=

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd. Ik. 12,