Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
196 Dex erſte Kaiſer Meviko's.
Rofenkxanz für ſeinen älteſten Sohn und einen Brief an ſeine Gattin.
Die ſechste Stunde hatte eben geſchlagen. Dex Richt= plaß wax von 60 Soldaten unter Garza's Befehl beſeht. Bevox das verhängnißvolle Kommando ertönte, verlangte der Verurtheilte no<h ein Glas Waſſer; ex bat um Scho= nung für ſeine Familie und ſpra<h den Wunſch aus, daß ſein Blut dem Vaterlande zum Nußben gereichen möge. Dann fknatterte eine Salve — und dex einſt ſo enthu= ſiaſtiſ<h vom Volke gefeierte Machthaber ſank entſeelt nieder. Sein Leichnam ward am folgenden Lage ohne irgend welche Chrenbezeigungen beerdigt.
Der Tod des einſtigen gekrönten Staatsoberhauptes ſchien übrigens im Lande verſöhnend zu wirken, denn der Kongreß in Mexiko beließ ſeiner Wittwe das zur Zeit ſeiner Abdankung ihr für. den Fall ſeines Ablebens aus= geſeßte Jahrgeld von 8000 Dollars, worauf dieſelbe ihren Wohnſiß in den vereinigten Staaten nahm. —
Meteorgleih war vor den Augen des europäiſchen -
Beobachters der Stern Jturbide’s auf dem glänzenden Gipfelpunkt der Macht erſchienen; meteorgleih war ex auh von ſc<hwindelnder Höhe plößlich jäh herabgeſtürzt. Freilich beſaß der „Napoleon von Mexiko“ weder das Genie no< die Thatfraft des großen Korſen, vermöge deren der fran= zöſiſche Militärdespot ſo gewaltige Umwälzungen im ganzen europäiſchen Staatenſyſtem hervorrief, auh fehlte der Þo=z litiſchen Rolle, welche Jturbide ſpielte, nur allzu ſehr das heroiſche Element; immerhin bildet aber ſein glänzendes Embporſteigen zur höchſten Machtſtellung, verbunden mit