Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
198 Etwas von der Naſe.
Kind ex ſei, Jn der That beſteht dieſe ſprichwörtliche MRedensart, welche den vorſpringendſten Theil unſerer Phyſio= gnomie als Schlüſſel für das ſeeliſche Leben betrachtet, niht ohne ſtichhaltige Gründe; und wie es die Aufgabe der Phyſiognomik überhaupt iſt, aus dem Acußeren des Menſchen auf ſeine geiſtigen und ſeeliſchen Eigenſchaften und Stimmungen zu ſ{ließen, ſo mag es insbeſondere recht wohl als die Aufgabe dex folgenden Unterſuchungen gelten, den Gründen jener treffenden phyſiognomiſchen Redensart nachzuſpüren und dieſe in den hier geſte>ten Gren= zen in mögli<hſt helle Beleuchtung zu rüden.
Von vornherein iſt wohl bemerkenswerth, daß tein Thier eine eigentliche Naſe hat, ſondern daß das entſprechende Gebilde ſich entweder als Rüſſel darſtellt, wie beim Ele-= phanten, Schweine u. |. w., oder ungetrennt in den Ober= kiefer übergeht, wie etwa beim Hunde, und daß ſelbſt die ſo= genannten Menſchenaffen, dex Gorilla, Schimpanſe, Tſchego 1, f. w. ſich nux einer rüſfelartigen Karifatur der menſchlichen Naſe rühmen können. Darum iſt die auf halb knöcherner, Halb fnorpeliger Grundlage gebildete Naſe für das Menſch= liche überhaupt im höchſten Sinne charakteriſtiſ<h, und nichts entſtellt das menſ<hli<he Antliß mehr, als eine grobe Verunſtaltung oder gar der Verluſt der Naſe, zumal dieſe als die Verlängerung des ſo großartig entwictelten Schädel= gewölbes aufzufaſſen iſt, als das Symbol oder Kenn= zeichen alſo geiſtiger Eigenſchaften, die eben den Menſchen vor allen animaliſchen Weſen auszeichnen.
Zm Gegenſaß zu ſo manchen Thieren, bei denen das äußere Geruch8organ als Bewegungs= oder gar Ergrei-
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