Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Von Alfred Stelzner. 199

fung8werktzeug hervortritt, fehlen der menſchlichen Naſe die willkürlichen Bewegungen faſt gänzlich. Dagegen beſißt unſere Naſe durch die außerordentliche Mannigfaltig=feit in den Formen eine ſo reihe und bedeutſame geiſtige Symbolik, wie wenige andere Organe,

Was die Größe, die Richtung, und Modellirung der menſchlichen Naſen anbetrifſt, die in8geſammt die Geſtalt derſelben bedingen, fo laſſen ſie ſich auf zwei Grundtypen beziehen, denen die Uebergangsbildungen zwe>entſprehend unterzuordnen ſind, auf die Kindesnaſe und die au 8 gewachſene und durchgebildete Naſe.

Zu der exſteren gehören die Stumpfnaſen, die auf geworfenen und aufgeſtülpten, wie itberhaupt die kleinen Naſen. Wie die kleine Naſe an vollkommen ausgebildetem Haupte eine deutliche Kindesähnlichkeit dar= ſtellt, ſo deutet ſie au<h in geiſtiger Hinſicht mehr auf unvollfommene, als auf hervorragende Entwickelung hin; während jedo< das Stumpfnäschen des ſchönen Geſchlechts bei glü>lihem Kopfbau erfahrung2gemäß als ein Zeichen heiteren Sinnes und einex anmuthigen, nicht ſelten auh vorwißigen Naivetät gelten kann, bei unvortheilhafter Schädelform indeſſen meiſt auf geringere Begabung und Charakteranlagen ſ{ließen läßt, find kleine Stumpfnaſfen an Männern ſtets ein unverkennbares Symbol von ge= ringer geiſtiger Jndividualität. Dicke und breite Stumpf naſen deuten auf materielle und ſinnliche Denkungêart, aufz geſtillpte mit weiten Naſenlöchern find faſt ſtets mit eitler und hochmüthiger Geſinnung und „Aufgeblaſenheit“ verbun= den. Indeſſen haben ſchon die früheren Phyſiognomiker große