Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Von Alfred Stelzner. 207
miſchen Zug der Bitterkeit ſchließen darf, wenn auch die Obexlippe die charakteriſtiſhen Zeichen der Bitterkeit trägt, die Aufwärtskrümmung nämlich in der Mitte ihrer beiden ſeitlichen Hälften. Jm Grunde gehört das Rümpfen der Naſe, fo widerſprechend es klingt, der Phyſiognomik des Mundes an, denn jene beiden Muskeln, welche infolge einer bitteren Geſhmac8empfindung oder „bitteren“ Vorſtellung angeſpannt werden, heften ſih, an den-inneren Augen= winkeln entſpringend, in direktem Laufe an die Mitte der beiden ſeitlihen Hälften der Oberlippe an, und nur ein Theil ihrer Faſern iſt mit je einem Naſenflügel verbun= den, ſo daß das Rümpfen der Naſe oder — was phyſio= gnomiſch daſſelbe iſt — die Bildung der beiden ſo harak= teriſtiſhen Mundfalten nux als eine Begleiterſheinung des bitteren Aufwerfens der Oberlippe zu betrachten iſt.
Mit dieſen Darlegungen wäre die Phyſiognomik der Naſe in ihren weſentlichen Grundzügen ſkizzirt; und wie es teinem Zweifel unterliegt, daß jene bezeihnende Reden2= art, die Einem geiſtige Eigenſchaften und ſeeliſche Stinm= mungen an der Naſe anzuſehen behauptet, manches Wahre enthält, ſo darf man getroſt behaupten, daß, wie die Phyſiognomik und Menſchenkenntniß überhaupt von eingreifendſtem praktiſhen Nußen iſt und vor ſ{<weren Jrrthümern bewahrt, insbeſondere auh die Kenntniß der Phyſiognomik dex Naſe mit davor behütet, ſih in der Be= urtheilung der Menſchen getäuſcht, ſich ret eigentlih an dex Naſe herumgeführt zu ſehen.