Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
206 Etwas von der Naſe.
Falle alfo gelangt die Wirkung der betreffenden „Herab-= ziehmuskeln“ deutlih zum Ausdru>. Durch genaueſte phyſiognomiſche Unterſuchungen iſt feſtgeſtellt, daß ſowohl beim (heftigſten) Lachen wie beim Weinen dex Mund ſich in die Breite-zieht, ſich ſenkrechte Stirnfalten bilden und der bittere Ausdru> des Mundes entſteht, und daß der Ausdru> des lachenden Geſichtes fofort zum Ausdru> des weinenden wird, fobald nur die Naſenflügel abwärts ge= zogen werden. Allerdings iſt nicht zu verkennen, daß dur dieſes Abwärtsziehen die von den Naſenflügeln zu den Mundwinkeln laufenden Mundfalten eine durchaus andere, bei Weitem mehr gekrümmte Geſtalt wie beim lachen= den Geſichte annehmen, und daß auch jene Fältchen auf dem Naſenrü>ken im krampfhaft lachenden Geſichte dadurch verſchwinden; do< aber bleibt als der urſprüngliche und weſentliche Unterſchied des mimiſchen Ausdru>3 zwiſchen Lachen und Weinen das Schließen der Naſenlöcher phyſiognomiſch dex „weinerliche Zug“ — beſtehen.
Wie vorübergehende mimiſche Bewegungen des Ge= ſichtes dur< ſtete Wiederholung zu bleibenden phyſiogno= miſchen Zügen werden, indem die dabei wirkfamen Mus=
feln ſich kräftiger entwideln und die ſie bede>tende Haut
durch die beſtändige Dehnung in derſelben Richtung einen ganz beſtimmten Zug erhält, iſt re<t deutlih an dem Rümpfen der Naſe zu erkennen, dem phyſiognomiſchen Ausdru> bitterer Mißachtung. Freilich darf man ſi< dux Naſen, bei denen die Naſenſpiße ungewöhnlich tief, die Naſenflügel dagegen ungewöhnli<h Hoh ſtehen, nicht täuſchen laſſen, infofern man nux dann auf den phyſiogno-