Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Roman von Georg Hartwig. 25
und ſeßte ſeinen Schlitten an die Spibe des ſich nun ovd= nenden Zuges. :
Dex Amtksrichter, ein Ariſtokrat im beſten Sinne des Wortes, fand dieſes kühne Betragen ebenſo ungebildet als lächerlih. Ex beſchloß, den Umgang mit Freiberg ohne Aufſehen in der ihm eigenen gewandten Manier abzu= brechen. Da er Margarethe ſehr aufgeregt über die ihr zu Theil gewordene Vernachläſſigung, wie ex wähnte, fand, wandte er ſih ihr begütigend zu.
„Geben Sie Acht, der junge Held wird uns die längſte Zeit mit feiner Gegenwart beehrt haben!“ Als ſie un= ruhig zu ihm aufſſchaute, ni>te er ſcherzhaft. „Jh weiß, Sie zweifeln an meiner Energie! Es wäre beſſer geweſen, Tante Käthe hätte mi<h in meinen Plänen nicht geſtört. Das hat auf Jhre Perſon gar keinen Bezug,“ fuhr ex [iebenswürdig fort, da Margarethe ihn offenbär mißver= ſtand, „Sie ſind mir ein lieber, ſehr lieber Gaſt! Tante Käthe gab mix in anderer Beziehung gute Lehren, welche durchaus ihr Ziel verfehlen, wie Sie ſehen!“
„Tante Käthe pflegt fonſt immer Recht zu behalten !“ ſagte ſie mit einfacher Offenheit.
Der Amtsrichter liebte keinen Zweifel an ſeiner Auf= faſſung, deshalb änderte ex das Th:ma.
„Tante Käthe ſchrieb mix einmal, Sie erinnerten ſih meiner aus früherer Zeit — wo und wann haben wir uns geſehen?“
Sie wurde roth.
„Nun, es iſt doch kein Verbrechen, mich kennen gelernt zu haben!“ ſcherzte er.