Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Roman von Georg. Hartwig. : 7
dumpfen Stubenluft vegetiren foll, während der Vater des betreffenden Kindes bei Billner Champagner trinkt? Kann's nicht mit demſelben Rechte umgekehrt ſein!“
„Kein Mann von Gerechtigkeitsgefühl wird dies leugnen fönnen,“ bemerkte Doktor Fowder gebieteriſch. | „Das Behagen der Frau, welche einzwängende Feſſeln Heroiſch bricht, ihre Freude an der nie gekfoſteten Frei= heit ſind ein ſprechender Beweis für ihr Recht darauf. Man folge, wie überall, ſo auh hier getroſt der Stimme der Natur!“
„Weiter als bis zu den Uxzuſtänden menſchlicher Ge= ſellſchaft werden Sie uns ja wohl nicht zurüc{zuführen gedenken !“ warf Freiberg ironiſch ein. „Womit ih nicht etwa die geſitteten Indianer gemeint haben will, welche noh etwas auf Anſtand zu halten pflegen, ſondern die Papuas, die Auſtralneger.“
„Z<h kann Jhnen einzelne meinex Gedanken über die Emanzipation der Frauen ja ſchon heute verrathen ,“ Lief Fowder mit einer gewiſſen mitleidigen Nachläſſigkeit. „Wer nicht gerade verhärtet ſein will, wird wenigſtens zum Nachdenken angeſpornt werden. Stoßen wir an, Frau Mechelz mann — auf gläubige Herzen !“
„Und unzerdrü>te Halskrauſen,“ murmelte Dreyſing bei ſi, denn ſein verwöhntes Auge hatte längſt bemerkt, daß die Nüſchen dex hübſchen Emanzipirten etwas zexknittert waren und ihre frauſen Haare in genialer Verwirrtheit die Stirn faſt bis zu den Augenbrauen beſchatteten. Dabei bewegte ſie ihre runden Hände äußerſt lebhaft nach allen Richtungen, ſo daß dem Grafen eine aufgetrennte