Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

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ſchaften gewandt und ſicher zu bewegen, ihre Mutter machte dagegen eben dur< ihr ängſtliches Beſtreben, die noble Dame herauszukehren, meiſt eine lächerliche Figur, und die Tochter unterließ es daher nie, ihrer Mutter Verhaltungs8maßregeln zu ertheilen, wenn ſie mit einander in Geſellſchaft gingen.

Der General hatte als Major die reiche Kaufmanns= tochter geheirathet, um ſeine Schulden bezahlen zu können; geliebt hatte er ſeine Gattin nie, und die beiden Eheleute waren ſehr gleichgiltig neben einander hergegangen. :

Bergauer hatte Protektion gehabt, da ex reiche, hoch= geſtellte Verwandte beſaß, und ſo war ex denn glücklich bis zum General avancirt; dann war ex penſionirt wor= den und drei Jahre darauf an einem Nervenſchlage ge= ſtorben. Das war dex Lebenslauf des guten Mannes, der im Ganzen ein ruhiger, harmloſer Menſch geweſen, und ſih weder dur< körperliche noh geiſtige Vorzüge beſonders ausgezeichnet hatte.

Seine Wittwe fand es ſehr fein, beſtändig um ihn zu trauern und nie ſeinen Namen auszuſprechen, ohne Thrä= nen im Auge zu haben.

Der gute General war nun ſchon ſeit zwei Jahren todt, aber ſeine Gattin fand es no< immer angemeſſen, bei der Erinnerung an ihn in laute Klagen auszubrechen, ja, ſie hatte ſogar eine Zeit lang den Gedanken gehegt, gleich der großen Kaiſerin Maria Thereſia, die Wittwen= trauer nie mehr abzulegen, aber Meline hatte ihr kurzweg erklärt, daß ſie dergleichen niht dulde.

Seufzend, mit thränenumflorten Blicken hatte die Ge=