Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

118 In letter Stunde.

neralin ihren Plan aufgegeben und ihre Geſtalt wieder in lichte Farben gehüllt. Gleich allen beſchränkten Frauen liebte ſie den Pub, und ſie würde jeßt wieder des Guten zu viel gethan haben, wenn niht Meline abermals CEin= halt geboten hätte.

Es ſtand ſ<hle<t um die Vermögensverhältniſſe der beiden Damen: was die Generalin an Vermögen beſeſſen, wax im Laufe der Zeit verbraucht worden, denn Frau Bergauer hatte ein großes Haus geführt, um ihre Aus= ſage, ſie ſei eine Gutsbeſißerstochter, zu rechtfertigen, und als der General ſtarb, waren Mutter und Tochter faſt allein auf die Wittwenpenſion angewieſen , die natürli ſo verwöhnten Anſprüchen bei Weitem nicht genügen konnte.

Meline wax zweiundzwanzig Jahre alt und hatte troß ihrer ſeltenen Schönheit noch immer keine paſſende Parthie gefunden. An Bewerbern hätte es wohl nicht gefehlt, aber die junge Dame war viel zu klug und welterfahren, um nit ſorgfältig das Für und Wider einer jeden Be= werbung abzuwägen.

Sie wollte rei, ſehr reich ſein, ein mittelmäßiger Wohlſtand genügte ihr nicht; ein Weſen, wie ſie, war nicht dazu geſchaffen, in der Menge unbemerkt zu verz ſchwinden. Auf häusliches GlitÆ# xefleftirte ſie niht; ſo ſchön ſie war, ſo beſaß ſie ein viel zu faltes Herz, um ſich derlei Träumereien und ſüßen Jlluſionen hinzugeben, die Hauptſache bei ihr blieb immer das Geld und allen=falls noh ein vornehmer Name.

Es war gerade keine ſehr angenehme Lage, in welcher. die ſchöne Meline mit ihrer Mutter lebte, deun der äußere