Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

128 In lebter Stunde.

Meſlinens Bli>e blieben unwillkürlich an dieſer ſtolzen Männerexſcheinung haſten, die leiht und ungezwungen daſtand, um nach einem kurzen Zögern den breiten Stroh= hut zu ziehen und dadurch ein wahrhaft Élaſſiſh geform= tes, blaſſes Männerantliß freizugeben.

Norbert grüßte freundli<h zum Wagen hinaus und reichte dem Nähertretenden die Hand.

„Sie ſind wohl auf einer Morgenpromenade begriſſen,“ ſagte er, „denn Wirthſchaftsſorgen treiben Sie ja gewiß nicht ſo früh heraus.“

Dex Angeredete lachte; es war ein leiſes, tiefes, melo= diſches Lachen, das Meline ſchmeichelnd in's Ohx drang.

„Nein, Herr v. Rohnegg, “ verſebte er, „Sie fennen meine ſchwache Seite, zum Oekonomen bin ih nicht ge= boren.“

Rohnegg übernahm nun die Vorſtellung; die Generalin lächelte geziert, Meline neigte anmuthig ihr ſchönes Haupt. Sie geſtand ſich im Geheimen, no< niemals einen 0 vollendet ſchönen Mann geſehen zu haben, als diefen Ba= ron Feldheim, der mit ſeinem vortheilhaften Aeußeren ein äußerſt gewandtes Benehmen verband.

„Ein eleganter Mann,“ meinte die Genexralin, naz dem man ſi< nach einigen höflichen Worten getrennt hatte. Dex Baron war in den Wald zurit>getreten, n= _ deß der Wagen ſeinen Weg bergab zu dem Meierhofe nahm.

Meline nite blos. Sie wollte kein Urtheil abgeben, bevor ſie nicht die Meinung ihres Couſins gehört hatte.

Dex Baron hat Jahre lang in Paris und London gelebt,“ ſagte Rohnegg, „und kann es jeßt noch nicht ver=