Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

134 Jn leßter Stunde.

ihre Liebe wax einer Treibhauspſlanze gleich, die nur bei

einem gewiſſen Wärmegrade gedeiht; in eine kühlere Alz

moſphäre gebracht, den Unbilden der Witterung au3geſeßt,

welft ſie bald dahin, und wird zu einem dürren, trodenen “ Reiſe, das keine Lebenskraft mehr in ſi ſ{ließt.

So wax es mit der Liebe Feldheim?s und Melinens; ihre gegenſeitige Leidenſchaft war nux auf Aeußerlichkeiten gegründet, der reine, verklärende Hauch einer erhebenden Hexrzensneigung fehlle, und deshalb waren ſie niht im Stande, dem Reichthume zu entſagen, um einauder ganz und für immer angehören zu können. —

Norbert v. Rohnegg, der ehrliche, gute Mann, war troß allex Klugheit in die Schlinge gefallen.

Meline gab ſi ſo cinfa<, ſo ungelünſtelt, ſie ver= ſtand es ſo meiſterhaft, ihm ſeine kleinen Schwächen ab= zulauſchen, ſie wax ſo gut, ſo zärtlich gegen ihre Mutter, deren Eigenheiten ſie ſo herzlih zu entſchuldigen wußte, daß ſie ihn immer mehr gefangen nahm.

Eine ſo gute Tochter mußte auch eine gute Gattin werden, und wenn er Meline zu ſeiner Frau machte, fo ſah ex ſein häusliches Glü> für immer geſichert.

Einmal zu dieſem Reſultate gelangt, gab ſich Rohnegg ohne Widerſtand den Gefühlen hin, welche ihm das ſchöne Mädchen einflößte.

Genau vier Monate, nachdem ſie ihren Einzug in Schloß Nohnegg gehalten, ward Meline die Braut ihres Couſins.

Die Generalin ſchwamm in einem Mcere von Eut= zücken; ſie ſah eine glänzende Zukunft vor ſih, und war