Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Novelle von C. Wild. 135

eitel Güte und Freundlichkeit, ſo daß ihr die Tochter ivarnend ſagen mußte: „Mama, mäßige Deine Freude, dieſes Uebermaß könnte bei Rohnegg Bedenken erregen, no bin i< niht ſeine Frau !“

Gehorſam wie immer, änderte die Generalin ihr Be= nehma, und trug nun eine vornehme Gelaſſenheit zur Schau, die einen grellen Kontraſt gegen ihr ſrüheres Entz gegenkommen bot.

Nohnegg lächelte darüber; in ſeinen Augen war die Generalin eine eitle Närrin, die oft felbſt niht wußte, was ſie wollte, und ex behandelte ſie au<h demgemäß mit nachſi<htigem Wohlwollen, ohne ſi<h viel um ſie zu fümmern.

Das Verlobungsfeſt war gefeiert worden, und Nohnegg hatte ſeine blendendſ<höne Braut allen Freunden und Be= fannten vorgeführt.

Baron Feldheim war einer der Erſten geweſen, welcher der Braut ſeine Glückwünſche dargebracht, und mit ruhiger, freundlicher Stimme hatte ihm Meline gedankt. Was in dieſem Momente in ihrem Hexzen vorging, das wußte nur ſie allein, und ſo groß auh ihre Selbſtbeherrſhung war, des Abends, als ſie ſi<h in ihrem Zimmer allein befand, machte ſie doch dur<h Thränen und Klagen dem bedrängten Herzen Luft, fo daß ſie am anderen Morgen dann mit bleichen Wangen und trüben Bli>en ihrem Verlobten entgegentrat.

Es wax ein Glüc für Meline, daß Rohnegg mit aller= hand wichtigen Geſchäften überhäuft wax, ſonſt hätte ihur dieſe Veränderung ſeiner Braut nicht entgehen können.