Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

SSE j In lebter Stunde.

machen kann,“ unterbrah ihn Meline mit einem leiſen, bitteren Auflachen.

„Meſline !“

„O Baron, ich weiß, was Sie ſagen wollen, wir Beide ſind arm, wix Beide beſißen nichts, und wir Beide hängen zu ſehr am Luxus, um denſelben entbehren zu fönnen. Seien wix wenigſtens gegen einander ehxlih! Sie heirathen jenes Mädchen nicht, weil es von Kindheit an Jhnen ver= lobt, ſondern nux deshalb, weil Ada cine reiche Erbin iſt; ih bin die Braut meines Couſins aus dem gleichen Grunde geworden. Jn dieſer Hinſicht haben wir einander nichts vorzuwerfen — ih ſage es Jhnen offen, ih könnte niemals in engen, beſchränkten Verhältniſſen leben. Sobald ih nux klar und vernünftig denken konnte, war es mein einziges Ziel, eine reiche Frau zu werden, gleichviel iwie dex Mann auch beſchaffen ſein mochte, dem ih meine Ju= gend, meine Schönheit zum Austauſche für ſeinen Reichthum bot. Sie ſchen, das Geſchi> iſt gegen mich gütig geweſen, denn ih bekomme einen Mann, um den mi ſo manche Andere beneiden würde. Mich läßt ex indeſſen falt, ih habe dieſe ſogenannten Muſtermänner niemals leiden mögen. Gewöhnlich ſagt man, daß gute, ehrliche Leute dumm ſeien, dieſer da iſt klug, mehr als mir lieb iſt, Seine Güte geht nur bis zu einer gewiſſen Grenze, und bei dem geringſten Fehltritte würde er mich unnachz ſichtlich verſtoßen. Jch muß vorſichtig ſein, ſonſt kann ih no in der lehten Stunde Alles verlieren, und das wäre das Acrgſte, was mich treffen könnte. Begreifen Sie, verſtehen Sie mich nun?“