Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

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Novelle von C. Wilo 141

„Wir wollen einen Gang dur< den Park machen, das wird Dich auffriſchen,“ gab die Tochter zur Antwort, dem Baron einen Bli> zuwexrfend. Jeht war ſie bereit, mit doppelter Schlauheit zu agiren, um ſi<h ihr geheimes Liebesglü> ſo lange als mögli zu ſichern.

Zwei Tage nach dieſer Scene kam Nohnegg mit ſeiner Mündel an.

Ada Hellbrunn wax in tieſe Trauer gekleidet; ſie ſpra<h wenig und beantwortete die hochtrabenden Will= fommengrüße dex Generalin nur mit einem matten Lächeln.

Der Baron benahm ſi<h als artiger, gewandter Cavaz lier, von Herzlichkeit war keine Spux bei ihm zu entz deen.

Meline muſterte mit prüfenden Blicken ihre Rivalin. Ada war klein und zierlich gebaut, ſie reichte der prächtig gewachſenen Meline kaum bis zur Schulter. Jhre Ge= ſichtsfarbe wax ein mattes Braun, über welches die Trauer= fleidung no<h einen dunkleren Schatten warf. Die Augen waren groß, ſchwarz und leuchtend, allein Ada hielt den Bli> meiſt geſenkt, und die vollen, reizend geſ{<wungenen Lippen feſt zuſammengepreßt. Das glänzende blauſhwarze Haar umgab in kurzen, dichten Ringeln den kleinen Kopf. Alles in Allem genommen wax Ada keine Schönheit, denn ihr fehlte die Regelmäßigkeit ter Züge, aber ſie war inter= eſſant, und wenn ſie nux ein wenig lebhafter und lieben3= würdiger geweſen wäre, ſo hätte man ſie- ein hübſches Mädchen nennen können.

Ada ſchien ſi< wenig darum zu kümmern, welchen Cindru> ſie hervorbrachte; troy ihrer Schweigſamkeit hatte