Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Novelle von C. Wild. 147

Sie trat vom Fenſter zurü> und wandte ſih zu den Herrlichkeiten, die ſie ſeiner Großmuth zu verdanken hatte.

4.

Jn dem großen, kunſtvoll angelegten Gatten ihres Schloſſes ging Ada Hellbrunn langſam auf und ab.

Cine tiefe Bläſſe lag auf ihrem Geſichte, und an den langen, dunklen Wimpern hingen ſchwere Tropfen ;. ſie Hatte geweint, und no< hob ſi<h ihre Bruſt in einem leiſen Schluchzen, das ihre ganze Geſtalt erzittern ließ.

„Jn wenigen Tagen iſt ſie ſein Weib, ſein geliebtes, angebetetes Weib,“ flüſterte ſie mit einem Ausdru>e un= endlih-n Schmerzes; „ſein, ſein eigen für immer, und ih, o i< Unglücffelige! Warum mußte ih ihn lieben lernen, ſo heiß, ſo leidenſchaftlich, ſo glühend, fo verz zehrend, wie ihn dieſes ſ{<höne blonde Mädchen niemals lieben wird! Nie, nie, ih weiß tas, ih fühle das! Sie wird nur ſeine Frau des Geldes wegen, und ex wirſt ſeine beſten Empfindungen an dieſes ſchlaue, bere<hnende Weſen fort! Wenn i< ihn warnen, wenn ih ihm ſagen fönnte, wie ih über ſie denke — doch nein, nein, i< fann’s, i< will's nict ſagen! J<h könnte mi<h verrathen und eher ſterben, als das! Und dann, würde ex mix Glauben ſchenken? — J< kann nux von Ahnungen ſprechen, denn ſie iſt viel zu klug, um ſich irgendwie eine Blöße zu geben ih ſehe ihn ſeinem Unglücke entgegengehen, und kann doch nichts, nichts thun, um ihn zurü>zuhalten !“

Sie rang die Hände und ſtarrte verzweiflungsvoll vor ſich hin.