Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

148 Ju lebter Stunde.

„Jh haſſe ſie,“ brach ſie dann wieder leidenſchaftlich los, „i haſſe ſie, ebenſo ſehr, als i<h den Mann ver= achte, deſſen Gattin ih werden foll. O Gott, o Gott, fann ih dur< nichts dieſem Schitſale entgehen? Wie konnte mein Vater über meine Hand verfügen, ehe ih no< im Stande war, zu beurtheilen, ob ih an der Seite dieſes Mannes mich auch glü>li< fühlen würde! Der vornehme Titel hat ihn verlo>t, er wollte, ſeine Tochter ſollte Baronin werden — Reichthum und Rang, das paßt ſo gut zuſammen. Was braucht man da das Herz zu fragen! Das muß ſi fügen, fügen, bis es bricht oder zu Stein erſtarrt.“

Sie blieb ſtehen und barg das thränenüberſtrönmte Antliß in beiden Händen.

„Nux keine Schwäche, nux keine Schwäche ,“ ſtöhnte ſie. „Niemand ſoll wiſſen, was ich leide, wie elend, wie namenlos unglü>li<h ih bin!“

Von der Schloßſeite her nahten jeßt feſte, ſchnelle Schritte ; Ada hatte das Geräuſch derſelben überhört. Sie war überwältigt von Schmerz auf eine von Gebüſch halb verſte>te Gartenbank geſunken und ſ{lu<hzte nun [eiſe in ihr Taſchentuch hinein, als plöblih eine bebende Stimme ihren Namen nannte.

Tödtlich exſ<ro>en fuhr ſie auf. „Herr v. Rohnegg, “ rief ſie beſtürzt, haſtig ihre Thränen tro>nend. 7

„Muß ich Sie wieder in Thränen finden,“ ſagte ex vorwurfsvol!l, an ihrer Seite Plaß nehmend; „bedenken Sie, Ada, jeder Shmerz muß ſeine Grenzen haben.“

Das junge Mädchen rang na< Athem. „Ein jeder