Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Novelle von C. Wild. 149 Schmerz,“ hauchte ſie kaum hörbar, „Sie haben Recht, ih will mi beherrſchen lernen.“

„Sie müſſen die Verſtorbene unendlich geliebt EL ſagte Rohnegg, indem er vermied, ihren Blicken zu be= gegnen. A

„Sie war mix Alles,“ verſeßte Ada, während eine tiefe Nöthe ihr vorhin nöch ſo blaſſes Geſicht überflog.

„Dh begreife den unexrſeßlichen Verluſt, den Sie ex= litten — ih habe ja auch eine geliebte, hohverehrte Mutter verloren, aber denno< — Sie ſollten bedenken, daß Sie Pflichten gegen Andere haben, und nicht nur gegen Andere, auch gegen ſi ſelbſt.“

„DÓ, 9, ih,“ unterbrach ihn Ada, die Thränen zu= rücfdrängend , die ihr auf's Neue in die Augen tratert. Sie hielt inne, ſie hatte ihn nur verhindern wollen, von ihrem Verlobten zu ſprechen. Es hätte ihr ſo bitter weh gethan, aus ſeinem Munde hören zu müſſen, daß ſie dem Baron gegenüber gewiſſe Pflichten zu erfüllen habe, denen ſie bis jet nur ſehr läſſig na<hgekommen war.

Rohnegg ſah ihre Bewegung, ohne den Grund derſelben zu errathen. Er hatte ſie in der That darauf aufmerk= ſam machen wollen, daß ihr Benehmen gegen Feldheim nicht frei von Tadel war; aber es war ihm unmöglich geweſen, dieſe Worte über die Lippen zu bringen.

Er fühlte, daß ex gehen mußte, um nicht ſ{wa<h zu werden, und, raſh entſchloſſen ſi<h erhebend, ſagte ex: „Vebermorgen iſt mein Hochzeitstag; i< will niht in Sie dringen, der Feier beizuwohnen, allein Sie müſſen mix verſprechen, Jhr einſiedleriſches Leben aufzugeben und in