Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

150 Jn ſebter Stunde.

Geſellſchaſt zu gehen. “ Fhre Nachbarn ſind lauter an=genehme, liebenswürdige Leute, Sie werden die geſuchte Zerſtreuung mit der Zeit auh finden, und Jhr Verlobter wird ſich gewiß alle Mühe geben, Sie aufzuheitern und hren trüben Gedanken zu entreißen.“

Mechaniſch hatte ſie ſich mit ihm zu gleicher Zeit er= hoben. Jhre dunklen Augen ſhimmerten noh thränen= feucht, aber ihre Haltung bewies, daß ſie die verlorene Faſſung wieder gefunden.

„Jh wünſche Jhnen und Fhrer Braut alles Glüd,“ ſprach ſie mit feſter Stimme, ihm die Hand bietend.

Einen Moment lang ruhten die eiskalten Fingerſpißen regungslos in ſeiner kräftigen, gebräunten Rechten , dann gab er die kleine, zierliche Hand frei, ohne dur einen Dru>, ein Zu>ken ſeine innerliche Erregung zu verrathen.

„J< mache mit Meline eine Hochzeitsreiſe ,“ ſagte er mit ungewöhnlich tiefer, faſt rauher Stimme; „ſollten Sie beſondere Wünſche an mich haben, ſo bitte ih Sie, ſih brieflih an mich zu wenden. J< habe mit dem Gut8= direktor ſchon geſprochen, ex wird Sorge tragen, daß alle Jhre Befehle pünktlich vollzogen werden. Und nun Gott befohlen — und den beſten Dank für Jhre Wünſche!“

Ans tiefſter Bruſt herauf waren die lebten Worte gefommen; wie ſchwer, wie unendlih ſ{hwer mußte es dem Manne geworden ſein, für den Glücfwunſch zu danken, der von Adas Lippen geklungen war.

Ada, nur mit ſich ſelbſt beſchäftigt, ſah und merkte es nicht; ihr ganzes Denken und Fühlen war in dieſem Momente nur darauf gerichtet, fich nicht zu verrathen, den