Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

152 Jn lebler Stunde.

Bis jeht war es ihnen gelungen, konnte es immer ſo bleiben? — 2

Während Ada mit ihrem wilden Schmerze allein blieb, ritt Norbert langſam heimwärts.

Es tvax ein Abſchied für lange, lange Zeit, den er da von Ada genommen. Ex wollte nah beendeter Hochzeits= reiſe nicht heimkehren, ſondern mit Meline den Winter in der Reſidenz verbringen; vielleicht gelang es ihm, in dem Getriebe der Welt die Stimme ſeines Herzens zu unterdrücken und zum Schweigen zu bringen.

Wie hatte ex gekämpft und gerungen, um das Bild des ſchönen blonden- Mädchens in ſeinem Herzen feſizu= halten, das ſo urplößlih in demſelben exblaßt war.

Ex hatte Pflichten, heilige Pflichten gegen ſeine Braut, denen ex gere<t werden mußte, wollte er an ihr als Ehrenmann handeln, und ſollte er ſelbſt darüber zu Grunde gehen!

Freiwillig hatte ex ihr Herz und Hand geboten, um ihre Liebe geworben, und ſie hatte ſih vertrauensboll in ſeinen Schuß begeben; ſie jeßt zu verlaſſen, wäre ſhle<t und unehrlich geweſen. Was konnte Meline dafür, daß ihre zauberhafte Schönheit niht Stand hielt den dunklen, ſeelenvollen Augen der Anderen gegenüber, die, mit Melinen verglichen, kaum hübſ< zu nennen wax. Wie ein Blitz ſlag hatte ihn der Bli>k dieſer klaren, ſprechenden Augen getroffen. Von allem Anbeginne aber hatte er auh ge= wußt, daß ex entſagen mußte, wollte er ein ehrlicher Mann bleiben, und bis IES hatte er ſi<h auch nichts vor= zuiwerſen.