Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Novelle von E. Wild. 153

Bei dem Gedanken an die Zukunft erbebte der ſtarke Mann, und ſeine Hände ballten ſi< krampfhaft zuſammen. Eine dde, leere Zukunft, ohne Frieden, ohne Glü, ohne Freude ! =

Rohnegg ſtöhnte ſ<hmerzli<h auf. Einer plößlichen Regung nachgebend ſtieg er raſh vom Pferde, und das= ſelbe am Zügel führend, ging er tiefer in den Wald, an deſſen Saume er bisher ſeinen Weg verfolgt hatte. Dort ließ er die Zügel los und warf ſi zur Erde, das Geſicht in beide Hände vexrgrabend.

Dahin, dahin — Friede, Freud? und Glück! Durchden ſchon halb entblätterten Buchenwald zog es wie ein leiſes Aechzen und Stöhnen, das dürre Laub am Boden raſchelte in unheimlichen Tönen, und einige matte, ſpärliche Sonnenſtrahlen huſchten flüchtig über die entlaubten Wipfel.

Minute auf Minute verrann, Rohnegg blieb noh immer liegen.

Ein fühler, ſcharfer Herbſtwind fuhr dur die Aeſte und ſchüttelte die welfen Blätter auf den einſamen Mann herab, der hier mit ſeinem Schmexrze kämpfte, und weder Troſt noch Frieden fand. Was fonnte er dem Weibe bieten, das er in einigen Tagen ſein eigen nennen ſollte — ni<hts, ni<hts! Sein Herz fühlte niht mehr für ſie, ihre blendende Schönheit ließ ihn falt, ihre ſüße, glo>en= helle Stimme hatte jeden Zauber für ihn verloren — ſie war ihm mit einem Male eine Fremde geworden.

Neben der hohen, üppigen Geſtalt des vollendet ſ{önen Weibes ſah ex ein kleines, zierliches Weſen auftauchen, das ihm mit ſeinen dunklen Augen tief, tief in die Seele