Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

“Novelle von C. Wild. 159

ſah ſih jet plößli<h von ihren eigenen Gefühlen über= wältig und da beſiegt, wo ſie hätte die Siegerin ſein follen.

Jhre leidenſchaftliche Liebe ward dem Baron auf die Dauex unbequem ; ex fürchtete immer, Meline könnte ſi<h und ihn verrathen, und dann war die reiche Braut für ihn noh in der lebten Stunde verloren.

Dex Baron war jung und wollte no< das Leben genießen, und das konnte er erſt ſo recht, wenn ex der Gatte des reichen Mädchens geworden war.

Seine Liebe für Meline hatte ſi<h im Laufe der Zeit verflüchtigt, und am liebſten würde er ein Verhältniß ab= gebrochen haben, dcs ihm nux Unannehmlichkeiten und Verdruß machte. Abex wie dies Meline beibringen? Sie wollte ja niht Vernunft annehmen und hatte ſhon davon geſprochen, ſi<h von ihrem Gatten ſcheiden zu laſſen, um frei zu werden.

Eine ſchöne Ausſicht das! Sie wax ja gänzlich von der Gnade ihres Gatten abhängig, er bis über den Kopf in Schulden, das würde eine angenehme Exiſtenz geben ! Nein, nein! Er war feſt entſchloſſen, Ada zu heirathen, und um allen weiteren Konfliften auszuweichen, verließ er no< vor Schluß dex Saiſon die Reſidenz, um auf ſein fleines Gut zu gehen, das in nächſter Nähe von Ada's großer Beſitzung lag.

Der Baron zeigte ſich jeht als ein ſehx aufmerkſamer Bräutigam; er beſuchte täglih ſeine Braut und brachte ganze Stunden in ihrer Geſellſchaft zu, indem ex ſich be= mühte, ſeine vollſte Liebenswiürdigkeit zu entfalten, um ihre Gunſt zu erringen,