Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

162 Sn lebter Stunde.

Ein ſolches Benehmen mußte endlih doh die Aufz merkſamkeit Rohnegg's . exxegen. Eine Ahnung von dem wahren Sachverhalte dämmerte in ihm auf, und mehr als einmal ſah jeßt Meline den prüfenden Blik des Gatten auf ſih geheftet, wenn ſie mit dem Baron ſprach.

In ihrer leidenſchaftlichen Verblendung war ihr dies jeßt einerlei, mochte Norbert Alles erfahren und ſie aus ſeinem Hauſe ſtoßen, ihr war das gleichgiltig. Jm Gegen= theil, es war vielmehr beſſer ſo, denn Feldheim hatte dadux< die Verpflichtung, ſich ihrer anzunehmen, und von einer Verbindung mit Ada konnte dann keine Rede fein.

Aber ex, um deſſentwillen ſie bereit war, Glanz und Luxus zu opfern, er dachte nicht ſo.

Mit ſchönen Reden und beſchwichtigenden Worten ſuchte ex ſie hinzuhalten, ſie über ſeine Gefühle im Un=fſlaren zu laſſen, und ſo kam der Hochzeitstag heran, ohne daß Feldheim ſich für Melinens Wünſche entſchieden hatte.

Auf Adas Begehren ſollte jede Feſtlichkeit unlerbleiz ben; in dex Hauskapelle des Schloſſes ſollte die Trauung blos in Gegenwart zweier Zeugen vollzogen werden, und nah derſelben das neuvermählte Paar ſofort eine Reiſe antreten.

Der Baron hatte nichts gegen dieſen etwas ſonder= baren Wunſch einzuwenden gehabt; je raſcher und ſtiller das Ganze abgethan wurde, deſto lieber war es ihm.

Ex verſicherte ſeiner melancholiſh lächelnden Braut, daß jeder ihrer Wünſche ihm Befehl ſei, und daß er ſih allen ihren Anordnungen bereitwillig füge.