Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Novelle von C. Wild. 165

ſie ſich energiſh höher empor und ging feſten Schrittes in's S<hloß zurü>.

Sie trat in ihr Zimmer und. warf einen Bli auf die Uhr.

Wie unaufhaltſam der Zeiger vorwärts eilte!

Zwei Stunden no<h und ſie wax an den Mann gez bunden, dex ihr innerlih immex no< ein Fremder war.

Doch wo blieb Feldheim? Er hätte längſt hier ſein müſſen!

Unruhig hin und her gehend, ſah ſie immer wieder auf die Uhr, die Minuten berechnend, die ihr noch blieben, und jeht — jeßt hatte ſie feine Zeit mehr übrig!

Mit tonloſer Stimme gab ſie Befehl, man möge ihr das Brautkleid bringen, blei<h und ſtumm ließ ſie ſi<h ſ{<müd>en.

Jeht war ſie fertig; ohne ihrem Spiegelbilde au< nux einen Bli> zu ſchenken, entließ ſie die Dienerin und \{<loß ſi< ein.

Wenige Minuten noh blieben ihr bis zur feſtgeſeßten Stunde, und dieſe wollte ſie no< ausnüßen.

Feldheim wax immex no< nicht da, doch jeden Augen= bli> mußte ſein Wagen dur<’s Thor raſſeln.

Ohne auf ihr weißes Atlaßkleid zu achten, kniete ſie nieder und barg ihr Geſicht in die Kiſſen eines Divans; ſie wollte ſo das heiße Schluchzen exrſti>en, das aus ihren armen gequälten Herzen mit unbezwingbarer Gewalt herz auſſtieg, und während bittere Thränen ihre Wangen nebten, murmelten ihre blaſſen Lippen den Namn des geliebten Mannes.