Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

168 Jn lebter Stunde.

Jhx Gatte blieb, bis der eilig herbeigeholte Arzt ge= kommen wax, der thm die Verſicherung gab, daß Meline in wenigen Stunden wieder hergeſtellt ſein werde; derlei Nervenkrämpfe bei Damen hätten im Allgemeinen nicht nicht viel zu ſagen.

Norbert begnügte ſih mit dieſem Ausſpruche; er bez trat das Zimmex ſeiner Gattin nicht wieder und die Genexalin ſagte entrüſtet zu ihrer Tochter: „Wie ſi dieſer Mann geändert hat! Früher wäre er keine Sefunde von Deinem Bette gewichen, und jeßt —“

„Schweige, Mama,“ erwiederte Meline heftig; „ih brauche Ruhe und will Niemand ſehen, thn aber am aller= wenigſten.“

Die Generalin zu>te die Achſeln und ſchwieg gehorſam. Es wax ihr ſo ſchwül zu Muthe, als ſei ein Gewitter im Anzuge, aber ſie wagte es nicht, von ihren Befürchtungen zu ihrer Tochter zu ſprechen.

Rohnegg hatte ſi< in ſeinem Zimmer eingeſchloſſen und brachte dort den größten Theil der Nacht mit Schrei= ben zu.

Dex nächſte Tag war der Vorabend von Ada's Hochzeit; am Nachmittage ritt Rohnegg nah dem Gute des Barons , erhielt aber den Beſcheid, daß dieſer ſhon am frühen Morgen fortgefahren ſei, ohne die Zeit ſeiner Heim= funft anzugeben.

„So werde ih warten,“ hatte er dem Diener, welcher ihm dies meldete, geſagt, „ih habe mit dem Herrn Baron dringende Nückſprache zu nehmen.“