Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Novelle von C. Wild. 169

Und ex blieb und wartete, obwohl Stunde auf Stunde verrann und der Baron no< immer nicht kam.

Und wenn ex die ganze Nacht hätte warten müſſen, er würde niht von der Stelle gegangen ſein, denn er mußte Gewißheit haben, ob ſeine Gattin eine Schuldige ſei. Nicht allein ſeinetwegen, ſondern auh des armen Mädchens wegen, das morgen Feldheim's Gattin werden follte. f

So wollte ex ſi< denn an Feldheim wenden, um aus deſſen Bliken ſeine Schuld zu leſen und Genugthuung zu fordern, denn ein Geſtändniß würde der Baron ebenſo wenig ablegen als Meline.

Und Ada — dieſes reine, ſtolze Mädchen, ſollte ſie die Gattin eines Mannes werden, dex untex der Maske der Freundſchaſt Denjenigen, der ihm arglos ſein Haus geöffnet, beſhimpfte und betrog, ſie, die dem Baron doch nux ihre Hand reichte, um den Wunſch des todten Vaters zu erfüllen. Aus Herzen8neigung that ſie es gewiß nicht, denn ein Mädchen wie Ada konnte den Baron niemals lieben.

Die Stunden gingen dem einſam harrenden Manne mit bleierner Schwere dahin, während ex dies Alles über= dachte, es wurde Abend, es wurde Nacht, und Feldheim wax no< immer niht gekommen.

Y

Ein ſeltſames Lächeln umſpielte Melinens Lippen, als ſie von ihrer Mutter erfuhr, daß Rohnegg das Schloß verlaſſen habe.

„Er ſah furchtbar bleich und ernſt aus,“ berichtete