Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 49

mix, Jhnen zu bemerken, daß Sie Frau v. Paſſevini geſtern dur<h Jhr Nichterſcheinen in Trauer verſeßten.“

Freiberg fühlte ſi< von dem ungeahnten Empfang ſo tief verſtimmt und gereizt, daß er erwiederte: „Zh bedauere, meiner Pflicht nicht bereits geſtern Abend- nach=z gefommen zu ſein, heute wird es na<hträgli<h ohne Zweifel geſchehen.“

„Frau v. Paſſevini?“ fragte Jrma neugierig. „Wer iſt Frau v. Paſſevini?“

„Eine unſerer liebenswürdigſten - Botſchaftsdamen,“ ſagte der Präſident, ſih zu dex ſhönen Fragerin nieder= beugend. „Die liebenswürdigſte aller Frauen zu heißen, iſt nux Einex beſchieden, und dieſe heißt Garda Menari !“

„D, wie galant, wie hübſch geſagt!“ rief ſie, das reizende Antliß nicht ohne Koketterie zu ihm erhebend. „Und das am erſten Lage unſerex Bekanntſchaſt! Was werden Sie mix da erſt beim Abſchied verſichern ?“

„Nichts Schöneres,“ lächelte ex voll enthuſiaſtiſcher Be= wunderung, alle Anweſenden überſchauend, als riefe er ſie zu Zeugen auf, „denn die Krone der weiblichen Schönheit iſt Liebenswürdigfkeit und Anmuth |!“

Sämmtliche Herren ſtimmten lebhaft bei, nux Freiz berg nicht, der ſich mit einem Bilderwerke u dem Tiſch zu ſchaffen macht.

Irmengard fand dies eigenthümli<h und beſremdend. Nicht gewohnt, ſih zu beherrſchen, rief ſie mit forcirter Heiterkeit: „J< wette, Graf Freiberg ſucht in Gedanken nach einer anderen Verkörperung dieſes Jdeals!“

Bibliothek, Jahrg. 1886. Bd. 11. 4