Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

50 Dex Talizman Des Weibes.

„Das wäre ein Verbrechen “ lächelte der Huſaren= lieutenant, feine Sporen flirrend zuſammenſchlagend.

Freiberg ſah auf. Bittere Jronie zu>te um ſeinen _ Mund, als ex die lebten Worte vernahm. „Fdeale haben

ſich heutzutage überlebt. Wohl dem, welcher ſie entbehren fann. Unſere Zeit iſt ſo arm an Jdealen geworden, daß nächſtens Spiritiſten-Taſchenſpieler ſie aus dem Fenſeits für Augenblite werden herüber zaubern müſſen, damit die Kinder des 19. Jahrhunderts doh wenigſtens einen Ve= griff von dem erhalten, was einſt das Glüæ und die Sehnſucht der edelſten ihrer Vorfahren geweſen iſt.“

„Blasphemie !“

„Peſſimismus!“

„Weltſchmerz !“

Alle riefen durcheinander. Nux FJrmengard lehnte ſchweigend in ihrer E>e; ſie war blaß geworden.

„Alſo wix treffen uns vielleicht heute Abend nach der Vorſtellung im Salon der Frau v. Paſſevini ?“ fragte Cxleben, um den peinlichen Eindru> etwas zu vertviſchen.

Die junge Frau zu>&te zuſammen. Sie richtete ihre Augen forſchend, faſt drohend auf den Grafen.

Freiberg zögerte kurze Zeit, endlih ni>te er bejahend. „Jh werde kommen, die geſtern verſäumte Mittheilung endlih in Empfang zu nehmen.“

Einen Moment ſchien es, als lächele Jrmengard bei= ſtimmend, aber ſie drüctte ihr Tuch ſchnell an die Lippen, um das ſchmerzliche Zucken zu verhüllen, deſſen ſie niht Meiſter werden konnte.

Gleich" darauf erhoben und verabſchiedeten ſi<h ihre