Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 101
geſchaffen habe, will ih gut machen, ſoweit es in meiner Macht ſteht. Ohne mi< zu kennen, hat ſie mi gehaßt, ohne mi< zu fennen, ſoll ſie mi< lieben lernen, das ſei mein Lohn. Ein theures, geliebtes Kind habe ih vex= loren, ein anderes nehme ih dafür an.“
Der Juſtizrath ſah ihr bewundernd in's Auge. „Das wollten Sie? Das wollten Sie an der Aermſten thun ?“
„Das will ih, aber na< meinem eigenen Gutdünken, ſonſt erfüllt ſi< ihr Herz mit Mißtrauen, ſtatt mit Vertrauen, Sie werden mi<h als Jhre Verwandte, als Frau — nun, wie ſoll i< mi< ſ<nell ‘nennen ?“
„Als Frau Anna Dreyſing, als meine Schwägerin !“ fiel er ſchnell ein.
„Gut, als Jhre Schwägerin werden Sie mi< bei Jrmengard einführen und ihr mittheilen, daß ih Willens ſei, ſie gegen eine mäßige Entſchädigung bei mix aufzu= nehmen. Sagen Sie ja nicht mehr, um keinerlei Bedenken in ihrer empfindlichen Seele zu erregen. Jn einigen Zagen, wenn die häuslichen Angelegenheiten meines Neffen geordnet ſind, werde ih dann mit Jrmengard nach einem flimatiſchen Kurort abreiſen, Sie werden Nachricht ex= halten. Nur das Eine verſprechen Sie mix,“ — Tante Käthe ſchaute ihn mit durchdringenden Augen mahnend an — „daß niemand Anderes es von Jhnen erfährt, Nie= mand, hören Sie? Sie könnten großes Unheil anrichten |“
„Niemand, mein Wort darauf !“
„Gut, ſo fommen Sie, die Sache eilt. Gehen wir zu Jrmengard. Und Vorſicht |“